Von der Halle an den Fels
Klettern boomt. Das ist nichts Neues, aber wie bei anderen Aktivitäten auch (beispielsweise Schitouren gehen) kommt es ab einer gewissen Masse zu ungewollten Begleiterscheinungen: ein überfüllter Parkplatz, der Wald voller menschlicher Hinterlassenschaften, akustische Beschallung und sogar künstliches Licht. Dabei sind wir doch mitten in der Natur, oder? Hier ein paar Gedanken, wie wir beide Interessen – hier der verständliche Drang nach Naturerlebnis und Sport, dort der berechtigte Schutz von Lebensräumen, Landschaft und Ruhe – zusammenbringen können.

Lebensraum Fels
Eins vorweg: Ich bin selbst Kletterer, seit mehr als 30 Jahren. Ich liebe das Draußen-Sein und die Bewegung am Fels. Ich denke, dass das Motto „zu Gast am Fels“ (copyright DAV) eine gute Annäherung ist. Der Fels ist ja weit mehr als nur Sportgerät. In einer vom Menschen stark geprägten Landschaft sind Felsen Naturlebensräume und Nischen, in denen Spezialisten von Flora und Fauna leben. Felsen sind Brutstätten, Nahrungsquellen, Baumaterial und vieles mehr. Eingebettet in die Umgebung, sind sie Sonderstandorte, die unsere Landschaft sprichwörtlich bereichern und einen wesentlichen Beitrag zur Artenvielfalt leisten können.

Felsen als Orte der Begegnungen
Felsen sind aber auch Orte der Begegnungen – nicht nur zwischen Mensch und Natur, sondern auch zwischen Kletterern und Grundbesitzern, Jägern und anderen Kletterern. Aus meiner Sicht können wir durch unser eigenes (Nicht-)Tun viel dazu beitragen, dass unsere Begegnungen positiv ausfallen. Der erste Schritt ist, dass wir uns an die lokalen Spielregeln halten. Aber es geht natürlich mehr. 🙂
Naturverträglich klettern – wie geht das?
Ein paar Gedanken von A(nreise) bis Z(igarettenstummel):
Planung & Anreise
Es beginnt bereits mit Planung und der Anreise: Gibt es sensible Bereiche, die womöglich temporär gesperrt sind? Komme ich öffentlich hin oder kann ich zumindest eine Fahrgemeinschaft bilden? Können wir in der Nähe übernachten?
Zustieg & Aufenthalt
Ich bleibe am Weg beim Zustieg und sparr mir die Abkürzer, mache ein Materialdepot und habe auch für meinen „Download“ vorgesorgt. Bin ich Raucher, dann habe ich meine kleine Box für die Zigarettenstummel dabei, damit sie nicht im Wald, im Wasser oder im Vogelnest landen. Ich bin entspannt, wenn mal eine Route wegen der Uhu-Brut gesperrt ist und ich bei meinem Projekt kurz warten muss, weil gerade ein anderer Kletterer einen Versuch startet. Ich brauche keine Beschallung in der Natur, sondern genieße den „Ratscher“ (für Nicht-Tiroler: das zivilisierte, amikale Gespräch) mit meinen Kletterkollegen. Klingt doch nach einem lässigen Klettertag, oder?
Und am Ende?
Bevor ich wieder aufbreche, werfe ich noch einen Blick hinter mich, ob wir als Gruppe nichts liegen gelassen haben. Ist ja kein großes Problem, ich bin ja Gast am Fels! 🙂

Unterstützung durch niederschwellige Infos
Was hält uns davon ab, es so zu machen? Als Optimist denke ich, dass die meisten Klettererinnen und Kletterer gerne einen Beitrag leisten, wenn sie nachvollziehen, wofür sie etwas machen sollen und wenn die Maßnahmen einfach umzusetzen sind. Daher ist es sehr wichtig, dass wir Informationen so niederschwellig wie möglich aufbereiten, damit die Klettergemeinschaft „nur mehr machen muss“. Eine erste Anleitung dazu gibt es beispielsweise bei climbers paradise, auf der Website des Naturpark Karwendel oder beim Deutschen Alpenverein.
Weiterführende Links
climbing with respect (climbers paradise)