Der Wald ist DER heimische Schauplatz des Klimawandels

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Hermann Sonntag
18. Februar 2024

Bergstürze wie am Fluchthorn und der rasante Schwund der Alpengletscher mögen optisch spektakulärer sein, flächenmäßig sind aber unsere Wälder zentrale Schauplätze des Klimawandels. Dort treffen Probleme und Lösungen sprichwörtlich auf engstem Raum zusammen und es gilt hier verstärkt mit der Natur zu arbeiten.

Was auf den ersten Blick katastrophal erscheinen mag, ist auch eine große Chance für einen zukünftigen Wald voller Leben. (Bildnachweis: Verena Nagl, sonntagplus)

Abschied vom harmonischen Waldbild

Vom bisherigen gleichmäßigen (Fichten-)grün der heimischen Wälder heißt es Abschied zu nehmen. Der Abschied geht in vielen Regionen durch orkanartige Stürme abrupt von statten und wirkt auf viele Menschen verstörend. Es ist vielen nicht bewusst, dass es sich dabei – insbesonders in talnahen Wäldern – oftmals um künstliche Wälder mit einem viel zu hohen Fichtenanteil handelt. Die Fichte, der vielzitierte „Brotbaum“ der Waldbesitzer, ist nun DAS Problemkind der heimischen Wälder. Der Waldumbau, der seit vielen Jahrzehnten von Fachleuten empfohlen und gefordert wurde, wird nun deutlich beschleunigt stattfinden (müssen). Dies birgt vor allem viele Chancen für natürlichere Wälder.

Naturnahe Ökosysteme sind deutlich robuster gegen Klimaveränderungen (Bildnachweis: Sina Hölscher)

15 Jahre zurück: Wissen ja, Handeln naja

Vor 15 Jahren durfte ich bei den sog. „Waldinformationstagen“, die einmal jährlich in jeder Tiroler Gemeinde stattfinden, als frischer Geschäftsführer des Naturparks Karwendel dabei sein. Der damaliger Leiter der BFI (Bezirksforstinspektion) informierte die Waldbesitzer über aktuelle Entwicklungen. Das zentrale Thema war der Klimawandel und wie man diesem waldbaulich begegnen sollte. Die Präsentation war fachlich fundiert, sehr anschaulich gestaltet und die Botschaft war absolut klar: Wir benötigen viel mehr Mischwald und die Fichte hat im Tal keine Zukunft mehr. Die Reaktion aus dem Publikum kam postwendend: Ein älterer Herr stand auf, richtete seinen Blick ins Publikum und skandierte: „Unser Brotbaum bleibt aber schon die Fichte!“ Nach viel Applaus aus dem Publikum war klar, dass es in dieser Gemeinde wohl weitergehen wird wie bisher…

Jeder Dreizehenspecht vertilgt pro Jahr durchschnittlich 670.000 Borkenkäfer! (Bildnachweis: Verena Nagl, sonntagplus)

Klimawandel als Katastrophe, aber vor allem als Chance

Die letzten beiden Sommer mit riesigen Waldschäden in Ost- und Südtirol, Wipptal und Ötztal werden wohl auch die größten Ignoranten zur Einsicht gebracht haben, dass es so (auch im Wald) nicht mehr weitergehen kann. Natürlich steht verständlicher Weise am Beginn die „Erste Hilfe“ (Aufräumarbeiten) im Vordergrund, insbesonders wo es um Objektschutzwald geht. Trotzdem ist es essentiell, gerade in Gebieten wo es keine akuten großfläche Schäden gibt, einen Waldbau einzuleiten, der mit der Natur arbeitet. Dies bedeutet konkret, dass nicht nur eine Umwandlung in einen klimafitten Wald das Ziel sein kann, sondern dass dieser Wald in jeder Hinsicht auch artenreich sein soll. Ein integrativer Ansatz ist dabei zu forcieren.

Prächtiger Laubmischwald: klimafit UND artenreich! (Bildnachweis: Hermann Sonntag)

Baumvielfalt minimiert Risiko, vielfältige Strukturen schaffen wahre Artenvielfalt

Die Vielfalt der Baumarten erhöht die Anpassung an den Klimawandel. Dies ist aber wiederum nur ein Aspekt. Die umfassende Artenvielfalt in der Lebensgemeinschaft Wald muss das Ziel sein. Jetzt ist die Chance, wichtige Aspekte für die Lebensgemeinschaften im Wald wie Waldränder, Totholz, Wurzelteller zu belassen bzw. zu fördern und andere Strukturen zu berücksichtigen und damit einen zukunftsfitten Wald voller Leben zu schaffen. In dem der Dreizehenspecht einen Beitrag zur Borkenkäferbekämpfung leisten darf!

Weiterführende Infos und Links

Du interessierst dich für das Thema? Dann wäre unsere Klimareise das Richtige für Dich!

ORF-Beitrag: Waldschäden

Dreizehenspecht und Borkenkäfer

Veranstaltungsformat „Klimareise“

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