Moore – die stillen Klimahelden, die wir retten müssen

Avatar von Hermann Sonntag
Hermann Sonntag
20. Dezember 2024

Was sind Moore und warum sind sie wichtig?

Moore sind einzigartige Feuchtgebiete, in denen Pflanzenreste unter Wasser konserviert werden. Dabei entsteht Torf, der riesige Mengen Kohlenstoff speichert. Ein Hektar Moorfläche bindet circa sechsmal so viel CO₂ wie eine vergleichbare Fläche Wald.

Doch die Rolle der Moore geht weit über den Klimaschutz hinaus: Obwohl sie relativ artenarm sind, spielen sie für die Biodiversität eine wichtige Rolle. Das klingt zunächst paradox. Doch Moore geben extremen Spezialisten wie dem Sonnentau oder der Hochmoor-Mosaikjungfer ein Zuhause – Arten, die nirgendwo anders vorkommen können.

Moore sind Weltmeister in der Speicherung von CO₂! (Bild: Sebastian Frölich)

Saure Wiesen trockenlegen

Über Jahrhunderte wurden Moore entwässert – um sie landwirtschaftlich zu nutzen, in Siedlungsflächen umzuwandeln oder Torf abzubauen. Besonders in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts wurde diese Praxis so konsequent betrieben, dass heute rund 85 Prozent der Moore in Deutschland trockengelegt sind. Ähnlich dramatisch ist die Situation in Österreich: Viele Moorflächen, etwa im Alpenvorland oder im Mühlviertel, wurden über Jahrzehnte entwässert und intensiv landwirtschaftlich genutzt.

Die Folgen sind gravierend: Entwässerte Moore setzen den gespeicherten Kohlenstoff als CO₂ frei und tragen so massiv zur Klimakrise bei. Allein in Deutschland stammen etwa 6 bis 7 Prozent der jährlichen Treibhausgasemissionen aus degradierten Mooren.

Kohlenstoffausstoß durch entwässerte Moore (Bild: Mooratlas 2023, Lizenz: CC-BY 4.0)

Moorschutz – ein Schlüssel zur Klimarettung

Moore wiederzuvernässen ist eine der effektivsten Maßnahmen gegen den Klimawandel. Bei der Renaturierung wird das Wasser zurückgebracht, sodass das Moor wieder Kohlenstoff speichern kann. Das passiert nicht von heute auf morgen. Doch Beispiele aus Norddeutschland, dem Waldviertel oder dem Karwendel zeigen, dass sich Moore regenerieren können, wenn sie richtig geschützt werden.

Passt das Milieu, können sich typische Moorarten wieder ausbreiten, und das Moor kann seine Funktionen als effektiver Kohlenstoffspeicher und bedeutender Lebensraum erneut erfüllen.

Moore wiederzuvernässen ist „gut, richtig und gscheit“ – aus vielerlei Gründen (Bild: Anton Heufelder)

Ein Blick in die Zukunft: Hoffnung erlaubt

Es gibt Grund zur Hoffnung: Ein Beispiel ist die österreichweite Initiative AMooRe, ein kofinanziertes Projekt der Europäischen Union. Dieses Projekt soll innerhalb der nächsten zehn Jahre auf etwa 1.400 Hektar maßgebliche Verbesserungen für 13 verschiedene Lebensraumtypen und 37 damit verbundene Arten bringen.

Der kleine Rundblättrige Sonnentau (Drosera rotundifolia) mit Blütenstand, in einem renaturierten Hochmoor des Karwendel in Tirol, Österreich (Bild: Sebastian Frölich)

Darüber hinaus arbeiten Wissenschaftler an innovativen Methoden, um entwässerte Moore wiederherzustellen. Gleichzeitig lernen Landwirte, auf nassen Flächen wirtschaftlich zu arbeiten – ein Ansatz, der als Paludikultur bezeichnet wird. Mit diesen Ansätzen können wir Moore als Klimaschützer, Lebensraum und Wasserfilter bewahren – für uns und kommende Generationen.

Weiterführende Links

Mooratlas der Heinrich Böll Stiftung

AMooRe – Austrian Moor Restoration

Schöne Moorbilder & Mehr by Sebastian Frölich

Beitrag teilen:


weitere Beiträge

sonntagplus